Freitag, 4. Oktober 2013

Keine Zeit für gar nichts

Also momentan huzzle ich wirklich von der einen Aufgabe zur anderen...  neue Umgebung, neue Unterkunft, neue Menschen... ein Bankkonto, eine Health Insurance Card und der ganze mehr oder minder unangenehme Rest.

So, dann versuche ich mal ein wenig ein Resume der letzten Tage zu verfassen...
Am 01. Oktober ging es für mich um 12.00 Uhr los von meiner Gastfamilie. Von Makoto, dem Gastvater, habe ich sogar noch ein paar Süßigkeiten und eine pinke Federmappe bekommen. Sie waren einfach sooo wundervoll und nett zu mir. Unfassbar.
Ich werde versuchen, sie ab und zu zu besuchen. Demnächst bringe ich etwas deutsche Schokolade vorbei, die ich von meiner lieben Familie gesendet bekommen habe. <3

Irgendwie bin ich dann vollgepackt in Asakusa angekommen. Es war suuuper schwül und hat leicht mit nieseln angefangen. Perfektes Wetter um zu warm einepackt und mit dem eigenen Gewicht noch einmal in Form von Rucksack, Handtasche, Reisetasche und Koffer bepackt durch die vollen Straßen Asakusas zu trotten. Und ich hatte noch zwei Stunden bis zum Check in meiner Unterkunft.
Also, anstatt mich irgendwo entspannt hinzusetzen, ging es zum Informationscenter, englischer Schalter... und aus irgendeinem Grund stand dort ein Kamerateam. Yippi, ich wurde gefilmt wie ich höflichst die liebe englischesprachige Servvicekraft nach der Servicestelle der Tobuline fragte. Awesome.
Weiter ging es zum Tobu Line Serviceschalter, 300 m weiter weg. Wieder englischsprachiger Staff. Einwenig mit meinem ganzen Zeug überfordert, gab man mir Unmengen an Infomaterial für meinen Kurztripp. Nikko konnte also kommen ! Für 2.600 Yen sollte es zwei Tage später in die Tempelstadt gehen.

Und weiter ging es: zur Mitsubishi-Bank. ich hatte den Weg via Google Map gecheckt. An der Kreuzung davor traf ich auf einen Ausländer, den ich auf Englisch nach der Zeit gefragt habe. Obwohl es Mittag war, stand dessen Armbanduhr auf 6:30 Uhr. Vedammt, das war die Zeit, die sie in Deutschland hatten. "Where are you from?", habe ich ihn also gefragt. Er war Pole.
Zusammen sind wir also losgestiefelt, er hat meinen Koffer gezogen und mir erzählt, er sei Sportreporter und würde nun für ein Jahr durch Asien touren, um Tennisspiele zu dokumentieren. Sugoi!
Die Bank habe ich dabei nicht gefunden. . . . bin also zur Mizhuo Bank und habe nach der UFJ Bank (Mitsubishi-Tokyo) gefragt. Ich musste zurück. Wieder allein mit meinem Gepäck stand ich dann vor einem "Wir sind umgezogen" Schild. Mh, na gut, wieder zurück zur Inforstelle und um dort nachzufragen... das Kamerteam war weg, genauso wie die englischsprachige Servicekraft.
Nach mehrfachen Kommunikationsschwierigkeiten ging es dann auf der gegenüberliegenden Straßenseite zur betreffenden Bank.

Die dortigen Angestellten konnten quasi ... kein Englisch. Zero.
Vom Wachmann schlitterte ich so zur Putzkraft, zur Sekretärin, zum Filialleiter, zur Sachbearbeiterin. Diese malte mir dann einfach auf, was ich zu tun habe. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich meinen Inkan wieder eingesteckt und die Kontonummer in der Hand. Die Frau verlor' in keiner Sekunde ihr Lächeln. Am Ende hat sie mir sogar ein Kompliment für meinen Mut hierherzugehen und mein Portmonee ("Kawaii desu.") gemacht. Ich glaube dennoch, sie war froh, mich loszusein...

Gut, ab zum Longstay House. Irgendwie. Der Regen wurde stärker.
Erst einmal bin schön ins falsche Longstayhouse gedackelt. Dann, im Richtigen, sind mir - Gott sei Dank - die Koffer in die zweite Etage getragen worden. Einfamilienhäuser haben hier teilweise Treppen, das hat man in Deutschland noch nicht gesehen. Die sind so schmal und steil... die wären in Dtl. wahrscheinlich sogar verboten.
Vertrag unterzeichnet, Miete bezahlt, innerhalb von einer halben Stunde mein Zeug ausgepackt. Ich hatte Probearbeiten an dem Abend...
Zum Longstay House: Luxus ist es nicht. die Toiletten und Duschen erinnern etwas an den Zustand meiner Schule vor der Rennovierung. Aber es ist preiswert, ich habe Internet, fließend Wasser und eine Kochzeile. Passt irgendwie... und die Menschen sind super nett und freundlich und man kann viel lachen. Und das bis (zu) spät in die Nacht hinein.

Ich also ab zum Probearbeiten: Wenn alles gut geht darf ich ab November endlich Kellnerin sein! Drückt mit bitte die Daumen, das Probearbeiten war nämlich gut.

Ich kam gegen 23.00 Uhr in Asakusa an. Kurzentschlossen ging es für mich zum dortigen 24 Stunden Supermarkt ROX.
Und dort ist mir nun wirklich eines der merkwürdigsten und Japan-typischsten Dinge passiert.
Achtung: An dieser Stelle sollten alle Herren der Schöpfung den Abschnitt überspringen und beim nächsten weiterlesen.
...ich kaufte also ein. Unter anderem auch Damenhygiene-Artikel. An der Kasse nahm die Kassiererin zuerst diese. Dazu eine blickdichte und perfekt auf den Artikel zugeschnittene Papiertüte. Und nach wenigen Sekunden war mein Zeug quasi hermetisch sicher eingepackt. Ich konnte es nicht glauben... Ist den Japaner(innen) das denn wirklich so unangenehm?
Ich meine, erstens ist der Kauf dieser Artikel völlig notwendig und normal, andererseits ist eine graubraune Papiertüte noch auffälliger in den weißen ROX-Einkaufsbeuteln als das Produkt an sich ohne Sicherheitsverpackung. Man hat das Gefühl, dass besonders hier in Japan (man sagte mir, in Korea sei es noch tausendmal schlimmer) Frauen einem unsagbaren Druck ausgesetzt sind. Auch, wenn hier das Bild der "Hausfrau" noch stark verbreitet ist, wollen immer mehr Frauen sich um ihre Kinder kümmern und arbeiten. Sicherlich haben deutsche Frauen ähnliche Probleme, doch das konservative Rollenverständnis ist hier noch sehr viel verbreiteter als in unserer Heimat. Und dazu kommt dieses dumme "Schönheitsideal" der perfekten Frau, die gleich mal gar nicht auf der Toilette irgendwelche Geräusche von sich gibt (deswegen ja diese blöden "Spül-Geräusch-Imitatoren", die rege Verwendung finden) und erst recht nicht Damenartikel ohne Abdeckung in der Einkaufstüte trägt. WTF ?! (...aber: das Zeug ist hier unsagbar billig. Für 2 Euro bekomme ich hier quasi einen Jahresvorrat. lol Na, irgendwas muss hier ja günstiger als in Dtl. sein.)
Nicht ganz zum Thema passend, aber auch furchtbar nervig ist die "Nase putzen"-Kultur hier. Ich weiß, dass man in der Öffentlichkeit sich hier nicht laut die Nase putzt oder überhaupt die Nase putzt. Aber mir persönlich wäre ein kräftiger Schnäuzer ins Taschentuch lieber, als während der Erkältungszeit zwischen drei Leuten (und mir) in der U-bahn zu sitzen, die "es versuchen hochzuziehen". Vor allem für mich Schnupfenkind ist das nur die Hölle. Und diese einlagigen Taschentücher, die es hier gibt, kann man auch nicht für voll nehmen. Ich wünsche mir deutsche Tempo-Taschentücher!!!
...

Na gut, dann ab nach Haus und noch bis vier Uhr mit den Leuten dort gequatscht.
Ich bin 7.00 Uhr wieder aufgewacht ._.
Dennoch bin ich aufgestanden und habe mir Asakusa angesehen. Ein toller Stadtteil! So so toll! Ich bin stolz darauf, hier leben zu dürfen. Mega schöne traditionelle Geschäfte, viele Schreine... man fühlt sich einfach wohl, wenn man durch die Straßen geht.

Ist es ein Mandarinenbaum? Aber die Schalen sind grün! 
Ich hab' keine Ahnung.

Als ich am Abend vom Probearbeiten kam, sahen SKY Tree und "Poo" so toll aus. Die beiden Gebäude liegen in Sumida (Sumida ist auf der Flussseite gegenüber von Asakusa).

Sky Tree und "Poo"

Während am Mittwoch echt beschissenes Wetter war, ist es am Donnerstag wieder unsagbar heiß gewesen. Und am Abend ging ein höllischer Regen los.
Super... am Abend bevor ich nach Nikko fahre...

Am Ende war ich jedoch glücklich über den rapiaden Temperatursturz... andernfalls wäre ich zwischen den ganzen Menschen in Nikko wohl vor Hitze kollabiert.
Die Tempelstätten in Nikko sind wirklich ein Traum. Gigantisch, reicht verziert und alt. Natürlich durfte man die schönsten Dinge nicht fotografieren, aber ich werde sie auf jeden Fall in meinem Gedächtnis bewahren.
Wer nach Tokyo kommt, sollte Nikko nicht verpassen. Es lohnt sich. Demnächst will ich noch einmal hinfahren. Dann um den großen Wasserfall und den Chuzen ji (einen See) zu besuchen. Das muss dort so toll aussehen! Und es gibt angeblich recht günstige Unterkünfte mit Onsen (heißen Warmwasserquellen). Wäre einen Wochenendetrip im Winter sicherlich wert.

Gebäude am Shinto-Tempel Toshogu

...der Herbst kommt mit immer größeren Schritten. Es wird kalt in den Gebäuden und draußen bleibt es nun kalt und feucht. Hoffentlich kommen bald ein paar Tage "goldener Oktober"!

Im Tempelwald stehen überall "Leuchter", in denen zu Schreinfesten Kerzen brennen.

Was ich persönlich am schönsten fand: Überall an den Tempeln standen "Bäume" an die Erwachsene und Kinder Gebete und Wünsche geknotet hatten. Leider konnte man so nicht mehr lesen, was darauf stand, aber schön sieht es alle mal aus.

Gebete geknotet an dafür vorgesehene "Bäume"

Jeweils hin und zurück schlief ich die zweieinhalb Stunden Fahrt fast durch. Ich war soo unsagbar müde...
Ganz gleich, wie gut mit Tokyo, Asakusa, Japan, die Menschen hier, das Essen und alles weitere gefällt... es nervt, noch immer nicht den rechten Job gefunden zu haben und es macht einen müde. Mittlerweile wünsche ich mir etwas Kontinuität. Ich will nicht ständig von einem Ort zum anderen rennen... dort Probearbeiten und dort Probearbeiten. Ich möchte einfach meinen Job haben, von dem ich leben kann und gut ist. Ich verspreche mir viel von nächstem Monat, aber im Oktober muss ich auch noch schauen wie ich alles hinkriege.
Zwar fang ich am Montag mit meinem ersten Job an, aber ob das alles so läuft... ich habe keine Ahnung.
Ab nächsten Monat werde ich dann wohl auch im Longstay House putzen, dann fällt die Miete weg! Dann brauche ich mir - hoffentlich - wirklich keine Sorgen mehr ums Geld zu machen, wenn Job und Putzen laufen. ~

Ansonsten werde ich jetzt einen Nachmittagsschläfchen machen. Ich bin immer noch völlig übermüdet und das heute hier ist mein erster wirklich freier Nachmittag.

Jaa ne~

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