An dieser Stelle möchte ich etwas den Schwerpunkt von Reisetagebuch auf allgemeine Gegebenheiten und Soooziales umstellen.
#1 RADFAHREN!!!
Ich habe ja keinen Führerschein... und ich liebe es mit dem Rad zu fahren.
Was lege also näher, als Entfernungen, welche man auch noch laufen könnte und zum Geld Ausgeben für die U-Bahn eigentlich zu kurz sind, mit dem Rad zu fahren?
Gesagt getan. Nun, was gibt es zu beachten...
1. Wie und wo bekomme ich ein Rad?
Um ein Rad zu bekommen muss man fantastischer Weise nicht 20+ und auch nicht Japaner sein.
Man geht einfach in einen 2nd Hand Bicycle Shop und kauft sich eins. Die günstigeren - und ältesten Modelle gibt es schon für 5000 bis 8000 Yen. Sie haben im allgemeinen keinen Sticker.
Ich hatte Glück: ein Freund von mir, Nihon-jin, nutzt sein Rad quais nie und ich darf es die ganze Zeit verwenden.
2. Was mache ich nach dem Kauf?
Normalerweise muss ein Rad gemeldet werden. D.h. man geht zum koban, holt sich dort ein Formular, trägt Name, Adresse, Telefonnummer ein, zahlt (in Sumida ku) 2000 Yen für ein Jahr am gewünschten Bahnhof sein Rad abstellen zu dürfen und bekommt einen Sticker, den man an sein Rad kleben muss. Dat war's schon. Allerdings ist das Rad damit gekennzeichnet und wenn man mal falsch parkt, wird man sofort zur Rechenschaft gezogen und muss bezahlen. Die Polizei hat ja die Adresse und alles von einem.
Der eigentliche Besitzer "meines Rades" hat sein Rad nicht gestickert. Das wird vom ottonormal verbrauchenden Japaner manchmal als "nachlässig" bezeichnet. Das ist er aber auch...
3. Und nun losgefahren!
...wenn das so einfach wäre. Es gibt 10.000 Regeln, die einem das Leben nicht so einfach machen.
los geht es:
3.1 Im Allgemeinen sind Fußwege auch für Radfahrer ausgeschrieben. D.h. eine Hälfte für Radfahrer, die andere für Fußgänger. Das wird von beiden Parteien aber meist gekonnt ignoriert.
3.2 Obwohl auf den Straßen in Japan Linksverkehr herrscht, steht im japanischen Regelwerk eigentlich geschrieben, dass auf den Fußwegen Rechhtsverkehr herrscht. Das gilt auch für Räder - strange.
3.3 Räder in Tokyo dürfen auf der Straße fahren. ABER sie dürfen nur gerade Kreuzungen überfahren oder eine Linkskurse machen. Rechtskurven (äquivalent zur deutschen Linkskurse) sind nicht gestattet.
4. Wenn ich mal ein Verbot überschreite...
Sagen wir es mal so: Das sollte einfach nicht passieren. Denn, wenn, bezahlt man richtig dick.
Das krasseste Beispiel: Hat man kein Licht an bei Nacht, zahlt man in Tokyo 50.000 Yen. Das sind 500 Dollar oder 375 Euro.
5. Wenn ich mein Rad mal irgendwo hinstellen will...
...dann ist das quasi nicht möglich.
Entweder zahlt man seine jährlichen Beitrag und hat einen Sticker, oder man ist auf den kostenlosen Stellplätzen ungern gesehener Missetäter.
Oder man stellt sich auf zu bezahlende Plätze und hat stündliche Kosten von etwa 100 Yen.
Alles im allen gibt es hier eigentlich nicht die Möglichkeit, ein Rad einfach mal so irgendwo hinzustellen.
eine Mitarbeiterin von meinem Arbeitsplatz meinte: Ich solle mein Rad einfach vor einen Conbini oder eine Bank stellen, dort checkt nie jemand die Räder.
Ich werde es so machen!
6. Was gibt es noch zu sagen?
Wie man vielleicht schon heraus lesen konnte, ist Japan, oder vielleicht auch nur Tokio, nicht gerade Fahrrad freundlich. Die Regeln, die Sticker, die Verbote, die Kosten...
es scheint, als wolle man keine Räder in Tokio. Und irgendwo kann ich es auch verstehen... so viele menschen wie hier leben, so eng der Platz ist, da fällt es schwer, noch mehr Platz für Fahrräder zu schaffen.
Und die Japaner halten Safetiness halt schon für ziemlich wichtig. Wer Regeln bricht, soll leiden müssen bzw. viel zahlen.
Man muss damit einfach zurecht kommen, wenn man Rad fahren will. Japan hat halt seine Eigenheiten.
Jaa ne~
Seit langer Zeit träume ich davon, endlich mal nach Japan zu kommen. Und das nicht nur für einen 14-Tage Trip... Mit einigen Hürden im Gepäck bin ich daher am 17. September 2013 losgeflogen und werde nun ein wenig davon berichten wie es mir als angehende Work&Travel-erin geht. Damit wissen zumindest alle hin und wieder, ob ich noch lebe und vielleicht kann ich auch den einen oder anderen nützlichen Tip für andere "Under 20"-ies geben.
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